Gesellschaft
Chemnitz: Tausend Menschen demonstrieren nach tödlichem Messerangriff

In der Nacht von Samstag auf Sonntag am vergangenen Wochenende wurde auf dem Chemnitzer Stadtfest ein 35-jähriger Mann von bisher unbekannten Tätern getötet.
Chemnitz. Laut Meldungen der Chemnitzer Polizei gab es in der besagten Nacht eine Auseinandersetzung zwischen „mehreren Personen unterschiedlicher Nationalitäten“. Drei Männer wurden schwer verletzt und derzeit noch im Krankenhaus behandelt. Ein Mann erlag jedoch in derselben Nacht noch seine Verletzungen durch die Messerstiche und verstarb.
Ermittlungen wegen Totschlags
Einem Bericht der Jungen Freiheit zufolge handelt es sich bei dem Toten um den ehemaligen Tischlerlehrling Daniel H. Zu den Tatverdächtigen gibt es noch keine genauen Informationen seitens der Polizei, man nahm jedoch Ermittlungen wegen Totschlags auf. Auch zu den Nationalitäten der Täter wollte die Polizei keine weiteren Informationen preisgeben.
Wie das Nachrichtenportal DW berichtete, soll der Auseinandersetzung eine Belästigung von Frauen seitens der Tätergruppe vorausgegangen sein. Die besagten Männer sollen die Frauen vor der Übergriffen verteidigt haben wollen. Bei dem darauffolgenden Konflikt sollen die Angreifer ein Messer zum Einsatz gebracht haben. Die Polizei dementiert diese ersten Medienberichte jedoch.
Demonstrationen in der Innenstadt
Als Reaktion auf diesen Vorfall versammelten sich Sonntagnachmittag rund 1.000 Personen im Chemnitzer Stadtkern zu einem Protest. Über die genauen Organisatoren und Hintergründe der versammelten Personen gibt es reichliche Spekulationen, der MDR ordnete den Aufruf der Ultra-Vereinigung Kaotic zu. Wie ein Video darlegt, skandierten sie lautstark „Wir sind das Volk“ und ähnliche Parolen:
Video aus Chemnitz. Rechtsextreme Hools und Nazis überrannten die völlig überforderte Polizei, zogen Richtung Innenstadt, wo es laut Beobachtern vor Ort zu Jagdszenen auf Migrant*innen kam. #c2608https://t.co/kP0Hqu3Jio pic.twitter.com/kBGd4rxlKk
— Chronik gegen Rechts (@Chronik_ge_Re) 26. August 2018
Oberbürgermeisterin „entsetzt“ über Proteste
Gegenüber dem MDR äußerte die Oberbürgermeisterin Barbara Ludwig ihr Entsetzen über die Versammlungen. Im Wortlaut: „Dass es möglich ist, dass sich Leute verabreden, ansammeln und damit das Stadtfest zum Abbruch bringen, durch die Stadt rennen und Menschen bedrohen – das ist schlimm.“ Über den Messerangriff äußerte sie sich an dieser Stelle allerdings nicht, was auch gleich für harsche Kritik an ihrer Person in den sozialen Medien sorgte.
Medien polarisieren
Große deutsche Medien heizten den Tonfall der medialen Auseinandersetzung anschließend kräftig an. Die ZEIT betitelte ihren Bericht mit den Worten „Rechte jagen Menschen in Chemnitz“, der Spiegel konstatiert im Artikel, dass „hundert Rechtsextreme durch Chemnitz gezogen“ seien. Inzwischen tauchte ein Video auf, welches diese ‚Jagdszenen‘ dokumentieren soll:
1000 Rechtsextreme marschieren in Chemnitz auf. Laut Beobachtern Übergriffe auf Migranten. Polizei überrumpelt. #c2608 pic.twitter.com/LuxcEV5onD
— Fabian Eberhard (@FabianEberhard) 26. August 2018
Weitere Videos zeigen Eingriffe seitens der Polizei auf die Demonstranten, die mit Flaschen geworfen haben sollen. Die Deutung des Bildmaterials in sozialen Medien unterscheidet sich dabei je nach Standpunkt des Kommentators.
Die AfD reagiert
Die politische Opposition, allen voran die AfD, stieg in die Debatte ebenso ein. Alice Weidel beklagt auf Twitter die als tendenziös empfundene Berichterstattung der Medien und den schonenden Umgang mit den „Messerstechern“. Der Tweet ist mittlerweile gelöscht; ob durch Weidel oder Twitter, ist nicht bekannt. Der Bundestagsabgeordnete Markus Frohnmeier (AfD) äußerte sich jedoch ähnlich drastisch.
Wenn der Staat die Bürger nicht mehr schützen kann, gehen die Menschen auf die Straße und schützen sich selber. Ganz einfach! Heute ist es Bürgerpflicht, die todbringendendie „Messermigration“ zu stoppen!
Es hätte deinen Vater, Sohn oder Bruder treffen können!— Markus Frohnmaier (@Frohnmaier_AfD) 26. August 2018
Auch die AfD selbst organisierte am Sonntag eine spontane Demonstration in Chemnitz, bei der sich etwa 100 Personen einfanden. Im Gegensatz zur späteren Versammlung unter mutmaßlicher Schirmherrenschaft der Ultra-Gruppe verlief diese ohne nennenswerte Zwischenfälle.
Weitere Demonstrationen angekündigt
In den sozialen Medien wird indes zu weiteren Demonstrationen in der Chemnitzer Innenstadt aufgerufen. Einer Ankündigung zufolge wollen sich offenbar erneut Menschen ab 18:30 Uhr beim Karl-Marx-Monument treffen. In ihrem Aufruf auf Facebook heißt es wörtlich: „Nur gemeinsam können wir dafür sorgen, dass der Tod nicht sinnlos war. Für mehr Sicherheit durch Veränderung! Und nicht durch Kameras.“

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„Blaue Regierungsbande“: FPÖ legt Beschwerde wegen ORF-Sager ein
Rainer Seifert
27. August 2018 at 15:26
Zwei „Schutzsuchende“, ein Irake rund ein Syrer sollen verhaftet worden sein, meldete B5 aktuell.
Dass die Menschen im Land irgendwann genug von diesen Übergriffen haben, hätte von Seiten der Politiker erwartet werden dürfen. In den USA gehenSchwarze wegen eines Getöteten radikal gegen die Polizei vor, in französischen Großstädten ist fast jede Nacht Randale.
Natürlich sollte es dann wenigstens bei uns nicht auch noch zu gewalttätigen Ausschreitungen kommen. Nackte Gewalt überlässt man besser faschistoiden linken Gruppen, wie beim G20 Gipfel in Hamburg geschehen.
Rainer Seifert
27. August 2018 at 15:40
Die OB ist nun also entsetzt, dass sich Menschen nach dem Mord und den anderen Messerstechern versammelt und damit das Stadtfest zum Abbruch gebracht haben.
Es wäre doch wohl Sitte und Anstand geschuldet, umgehend nach den scheußlichen Verbrechen das Fest abzubrechen. Vermutlich sehr zum Verdruss der Schausteller. Aber über etwas Pietät sollte auch verfügen, wer über das Schicksal einer Kommune bestimmt.
Peter Lüdin
27. August 2018 at 22:11
In mehreren Reports kann man inzwischen nachlesen, dass statistisch jeden dritten Tag ein Deutscher von einem angeblichen „Flüchtling“ nicht nur bedrängt oder verletzt, sondern getötet wird. Das betrifft allein das erste Quartal 2018. Den entsptechenden BKA-Bericht kann jeder selbst interpretieren. Da die Bürger sich in diesem Sinn von Staat und Regierung nicht geschützt fühlen, gehen sie jetzt auf die Strasse. Offensichtlich nehmen sie alle Konsequenzen in Kauf.
Zickenschulze
28. August 2018 at 20:54
Entsetzen und Ernüchterung beginnen sich die Hand zu reichen.
Rainer Seifert
28. August 2018 at 23:49
Grüße nach Bernau, haha.